Frequently Asked Questions (FAQ) - Häufige Fragen
Hier finden Sie Antworten auf Fragen von Dozierenden zur konkreten Umsetzung von POL.
Wenn Sie eine Frage haben, zu der Sie weder auf der POL-Seite noch unter dieser FAQ-Rubrik die passenden Informationen finden: Schreiben Sie uns bitte eine Mail.
Agieren einzelner Studierender
Ein Student liest die Problembeschreibung und sagt: „Die Situation kenn ich schon, das ist ganz einfach. Soll ich Euch schnell die Lösung sagen?“
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, was die studentische Moderation tut. Wenn Sie nicht interveniert, sondern gespannt auf den Bericht zur Lösung zu warten scheint, lassen Sie die Gruppe gewähren und fragen sie nach dem Bericht des Studenten, warum diese Lösung ihrer Auffassung nach richtig ist. Auf diese Weise kommt die Gruppe wahrscheinlich automatisch in den POL-Prozess zurück.
- In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie der Moderation vor, den betreffenden Studenten zum Experten für das Problem zu machen, der den Diskussionsprozess beobachtet und danach das Vorgehen der Gruppe bei der Problembearbeitung wie das Ergebnis kommentiert. Oder sie weisen darauf hin, dass die Auseinandersetzung mit Lösungen bei POL erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen ist.
- In der Rolle als Fachexperte/in argumentieren Sie, dass es wahrscheinlich mehr als eine Lösung für das Problem gibt und deswegen Sinn macht, die Lösung nicht einfach anzuhören, sondern selber zu erarbeiten.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie dem Studenten, dass es nicht Ziel von POL ist, die Lösung gleich zu Beginn zu sagen. Oder sie hören ihn an und sagen ihm, dass diese Lösung nichtzutreffend sei bzw. dass es eine mögliche Lösung ist, aber nicht die einzige.
Die Gruppe hat Lernfragen formuliert und teilt diese nun unter sich auf. Eine Studentin meldet sich gleich für eine eher überschaubare Lernfrage. Eine andere kommentiert: „Du suchst Dir mal wieder das Kleinste aus!“
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, wie sich die Studentin zur Wehr setzt und beobachten, wie viele Ergebnisse sie aus der Selbststudienphase mitbringt. Wenn es wirklich eine Ungleichverteilung bei der Bearbeitung von Lernfragen gibt, fragen Sie die Studierenden in der Auswertungsphase, ob sie in Zukunft dafür sorgen wollen, dass die für die einzelnen Studierenden anfallende Arbeit ungefähr gleich verteilt ist.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie in die Runde, wie die Lernfragen der Einschätzung der Studierenden zufolge besser verteilt werden könnten als durch individuelle Auswahl nach Vorliebe.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie die Studentin, warum sie sich diese Frage ausgesucht habe und ob sie ihrer Einschätzung zufolge auch «das Kleinste» sei. In der darauffolgenden Diskussion bringen Sie Ihre Einschätzung zur Lernfrage ein.
- In der Rolle als wissende Lehrperson zeigen sie dem Studenten auf, dass man auch bei dieser Frage ziemlich in die Tiefe gehen kann. Damit ist für die Studentin auch klar, dass sie diese Frage vertieft bearbeiten müssen wird.
Die Gruppe trifft sich zur Synthese der Ergebnisse. Ein Student stellt seine Lernergebnisse zu „seiner Lernfrage“ vor. Sie sind ausgesprochen oberflächlich.
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, ob jemand der Studierenden nachfragt oder Informationen ergänzt. Wenn die gesamte Problemlösung unter der Oberflächlichkeit der Ergebnisse leidet, fragen Sie die Studierenden im Auswertungsgespräch, warum die Ergebnisse oberflächlich oder nicht hinreichend seien und wie sie in Zukunft dafür sorgen wollen, dass das nicht mehr der Fall ist
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die anderen Studierenden, ob Ihnen das Vorgebrachte als Erklärung ausreicht bzw. was ihnen noch an Informationen fehlt.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie den Studenten nach den Informationen, die Ihnen noch fehlen.
- In der Rolle als wissende Lehrperson ergänzen Sie den Beitrag des Studenten.
Die Gruppe trifft sich zur Synthese der Ergebnisse. Ein Student, um seine Lernergebnisse gebeten, sagt: „Ich habe nichts, ich war krank“. Die Moderation lässt daraufhin diese Lernergebnisse wegfallen.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, welche Synthese bzw. Lösung zustande kommt. Und fragen in der Auswertungsdiskussion nach, in welcher Hinsicht sich die Lösung bzw. Synthese verändert hätte, wenn die Gruppe die Information zur Verfügung gehabt hätte.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie, ob die Gruppe ohne diese Ergebnisse weiterarbeiten kann. Und im Anschluss, was sie tun wird, um an die erforderlichen Informationen zu kommen.
- In der Rolle als Fachexperte/in argumentieren Sie, diese Information sei aus Ihrer Sicht wichtig für die Synthese bzw. Lösung. Wenn eine Person aus der Gruppe diese Information dann bringt, lassen Sie die Gruppe weiterarbeiten.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie darauf hin, dass die Lösung bzw. Synthese ohne diese Information nicht vollständig sein kann, und liefern der Gruppe die fehlende Information.
Die Gruppe trifft sich zur Synthese der Ergebnisse. Eine Studentin stellt die Lernergebnisse zu „ihrer Lernfrage“ vor. Hierbei macht sie bei einem wichtigen Themenaspekt eine falsche Aussage.
- In der Rolle als Coach warten Sie auf eine Korrektur durch andere Studierende. Wenn es keine gibt, fragen Sie im Auswertungsgespräch nach, wie die Studierenden in Zukunft Lernergebnisse auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen möchte.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die anderen Studierenden, ob jemand anders andere Informationen zu dieser Lernfrage hat. Wenn das nicht der Fall ist, fragen Sie, wie plausibel die Studierenden dieses Lernergebnis finden. Und wenn die Studierenden es plausibel finden, ggf. noch, was Ihre Bewertungskriterien für Plausibilität sind.
- In der Rolle als Fachexperte/in argumentieren Sie, dass Sie hier eine andere Information haben. Und fragen die Studentin, was sie sicher macht, dass die Information, die sie mitgebracht hat zutreffend ist.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie: «Das ist falsch. Die richtige Information ist XY».
Bei der Evaluation einer gemeinsamen Problembearbeitung sagt eine Studentin, dies Mal habe die Sitzung ganz und gar nichts gebracht: Auf alles, was man mühsam erarbeitet habe, sei sie wohl schneller allein gekommen.
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, ob ein/e andere Student/in dagegen argumentiert. Sonst fragen Sie die Studentin, wie sie zu dieser Einschätzung kommt.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die anderen Studierenden, ob sie das genauso wahrgenommen haben. Dann sammeln Sie Verbesserungsvorschläge zum Vorgehen für die nächste POL-Sitzung.
- In der Rolle als Fachexperte/in sprechen Sie z.B. an, dass Sie das ähnlich wahrgenommen haben wie die Studentin. Und stellen konkrete Vorschläge zur Diskussion, wie die Gruppe beim nächsten Mal effektiver arbeiten kann.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie z.B. «Ja, das sehe ich auch so» und stellen dar, was die Arbeit der Gruppe so ineffektiv gemacht hat.
Ein Student macht immer wieder weitschweifige und wenig relevant wirkende Äusserungen. Die anderen in der Gruppe wie die Moderation werden immer stiller, schweigen aber dazu.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, ob die Studierenden ihren Kommilitonen irgendwann selber in die Schranken weisen und sich wieder mehr beteiligen. Wenn das nicht der Fall ist und der Student die ganze Problembearbeitung dominiert, werden Sie Ihre Beobachtung beim Auswertungsgespräch ansprechen und die Studierenden dann fragen, wie sie eine derartige Entwicklung bei einer folgenden POL-Sitzung verhindern möchten.
- In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie der studentischen Moderation z.B. vor, zu den folgenden Fragen ein Blitzlicht zu machen (d.h. jede/r Student/in gibt eine kurze Stellungnahme ab, die mitgeschrieben wird) und in der Folge die Redezeit zu begrenzen, damit die Gruppe die Problembearbeitung rechtzeitig abschliessen kann. Oder Sie können dem betreffenden Studenten vorschlagen, das Protokoll zu übernehmen (damit er lernt, Aussagen auf den Punkt zu bringen).
- In der Rolle als Fachexperte/in können Sie den Studenten nach einer seiner Aussagen fragen, was darin das Relevante für die Problembearbeitung sei. Wenn dieser daraufhin eine sinnvolle Aussage macht, kann er sich fachlich noch nicht adäquat ausdrücken, hat aber inhaltlich durchaus etwas beitragen. Dann werden Sie immer wieder nachfragen, sobald Aussagen zu weitschweifig oder unklar sind, bis der Student sich präziser ausdrücken kann.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie den Studenten darauf hin, dass er sich bitte präziser ausdrücken möge, damit die Gruppe bei der Problembearbeitung nicht aus der Zeit kommt. Und die anderen Studierenden, dass sie sich ebenfalls aktiv beteiligen müssen, damit sie etwas lernen. Ggf. werden Sie sogar im Anschluss die studentische Moderation darauf hinweisen, dass sie bei derart ausschweifenden Äusserungen für eine Präzisierung und Verknappung der Beiträge sorgen muss.
Die Gruppe hat Mühe mit dem Finden von Erklärungen für die im Fall gefundenen Phänomene. Ein Student stöhnt, das POL sei aber auch ein „Sch…vorgehen“.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, ob die anderen Studierenden ebenfalls die Motivation verlieren und von der Hypothesenfindung zum Kritisieren der Problembeschreibung wechseln. In diesem Fall ist der Erfolg der Problembearbeitung in Gefahr. Dann werden Sie die Studierenden fragen, was ihnen helfen könnte, mit dem Finden von Erklärungen besser voranzukommen.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die anderen Studierenden, ob diese das auch so sehen. Wenn dem so ist, führen Sie eine kurze Metadiskussion über den Sinn und Zweck von POL und stellen damit sicher, dass den Studierenden klar ist, dass die Problembeschreibung anspruchsvoll ist und nicht das Vorgehen schlecht.
- In der Rolle als Fachexperte/in können Sie den betreffenden Studenten fragen, was denn seiner Einschätzung zufolge ein besseres Vorgehen zur Bearbeitung des beschriebenen Problems ist. Wenn er wirklich ein besseres Vorgehen aufweisen kann, kann die Gruppe dies ja durchaus einmal ausprobieren.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie den Studenten darauf hin, dass a) seine Bewertung unsachlich wie nicht begründet ist und b) nicht das Vorgehen unpassend ist, sondern das Problem komplex. Sie können sogar noch ansprechen, dass die Studierenden im späteren Berufsalltag häufig mit derart komplexen Problemen zu tun haben werden. Und dann geben Sie ihnen eine inhaltliche Hilfestellung, damit sie weiterkommen.
Sie können die Zurechtweisung natürlich auch weglassen und den Studierenden nur eine inhaltliche Hilfestellung geben.
Die Gruppe liest die Problembeschreibung. Eine Studentin sagt: „Das ist der blödeste Fall, der mir je begegnet ist!“
- In der Rolle als Coach reagieren Sie nicht, sondern warten darauf, dass jemand von den Studierenden gegen diese Aussage argumentiert oder die Studierenden einfach anfangen, den Fall zu bearbeiten.
- In der Rolle als Moderator/in weisen Sie die Studentin darauf hin, dass eine sinnvolle Bewertung der Problemstellung erst bei der abschliessenden Synthese stattfinden kann.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie die Studentin, was Sie «blöd» findet und was den Fall zu einem für sie «nicht blöden» machen würde.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie: «Derartige Probleme werden Sie lösen müssen, ob Sie sie nun blöd finden oder nicht.»
Vorgehen der Gruppe bei der Problembearbeitung
Die Gruppe übersieht bereits bei der Problembestimmung einen fett gedruckten Fachbegriff in der Problembeschreibung, der für die weitere Bearbeitung von grosser Bedeutung ist.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, ob die Studierenden später noch auf den Fachbegriff stossen und wenn nicht, ob die Nichtbeachtung des Fachbegriffs Auswirkungen auf die Problembearbeitung hat.
Da das Herausheben von zentralen Begriffen an sich schon eine Intervention in die Problembearbeitung darstellt, ist dies ausgesprochen spannend: Wenn die Studierenden zu einer angemessenen Problemlösung kommen, ohne sich mit dem fett gedruckten Fachbegriff auseinanderzusetzen, kann es sinnvoll sein zu überdenken, ob man derartige Manipulationen im Folgenden unterlässt. Andernfalls besteht das Risiko, dass sich die Studierenden daran gewöhnen, auf von anderen als relevant bewertete Signale zu achten. Eine derartige Bewertung wird ihnen aber im späteren Berufsleben nicht zur Verfügung stehen, weder in der Praxis noch in der Forschung. - In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie der Gruppe z.B. vor, alle zentralen Begriffe noch einmal aufzuschreiben. Damit sind die Studierenden angehalten, sich noch einmal mit der Problembeschreibung zu befassen und stossen bei dieser wiederholten Auseinandersetzung ggf. auf den übersehenen Begriff. Oder Sie fragen die Studierenden, was der übersehene Begriff bedeutet.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie nach, warum die Studierenden den Fachbegriff nicht bei der Problembestimmung berücksichtigt haben. Wenn diese ein plausibles Argument bringen, warum er für sie im konkreten Fall keine Rolle spielt, werden Sie das akzeptieren.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie die Studierenden darauf hin, dass sie den Fachbegriff übersehen haben, dieser aber für die Problembestimmung von Bedeutung ist.
Die Problemdefinition und -analyse machen deutlich, dass die Studierenden keine Ahnung haben worum es im Fall geht. Schweigen und unzutreffende Erklärungsversuch wechseln sich mit weitschweifigen, aber reichlich inhaltsarmen Hypothesen ab. Die Studierenden haben offensichtlich viel zu wenige Vorkenntnisse.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie genau, wie die Gruppe mit ihrer Situation umgeht. Sofern sie irgendwie vorankommt, sprechen Sie die Situation bei der Auswertungsdiskussion an und finden dann gemeinsam mit den Studierenden Strategien, wie sie bei einer Folgesituation mit einem erheblichen Mangel an Vorkenntnissen umgehen können.
Das könnte z.B. sein, alle unklaren Begrifflichkeiten und Phänomene schon bei der Klärung von Begrifflichkeiten zu notieren und sie zu recherchieren, bevor sich die Gruppe Erfolg versprechend an die Problemanalyse zu machen. Oder, sofern die Rahmenbedingungen hierfür nicht flexibel genug sind, entweder diese Begrifflichkeiten und Phänomene gleich zu Beginn als Lernfragen zu formulieren und sich dann jenseits dieser der Problemanalyse zu widmen. Und wenn sie bemerken, dass eine Problemanalyse ohne die Kenntnis dieser Begrifflichkeiten und Phänomene nicht möglich ist, Sie als Tutor/in einzubeziehen. - In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die Studierenden, was sie benötigen, um eine präzise Problemanalyse vornehmen zu können. Denn der Umstand, dass die Studierenden keine sinnvollen Hypothesen aufstellen können, hängt in der Regel von einer nicht hinreichend präzisen Problemanalyse ab.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie die Studierenden, ob sie mit ihrer Problemanalyse ihrer Einschätzung zufolge alle wichtigen Aspekte erfasst haben. Dann stellen Sie Ihre Ergänzungen zur Problemanalyse zur Diskussion.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie die Studierenden darauf hin, dass ihre Problemanalyse nicht hinreichend präzise war, ergänzen diese und leiten dann einige Hypothesen ab.
Bei der Klärung von Begriffen gab es keine Fragen. Im Schritt „Erklärungen“ wird dann an den Aussagen der Teilnehmenden deutlich, dass sie die Bedeutung eines Fachbegriffs nicht präzise genug kennen
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, welche Auswirkungen die Begriffsunklarheit auf den Lösungsweg und die Lösung hat, und stellen dies im Auswertungsgespräch zur Diskussion.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie in dieser Situation nach, wer unter den Studierenden was unter dem Begriff versteht, und regen die Studierenden an, den Begriff noch einmal zu diskutieren.
- In der Rolle als Fachexperte/in sprechen Sie an, dass Ihrer Einschätzung zufolge der Fachbegriff noch die Bedeutungsnuance XY beinhaltet. Wenn die Studierenden dann darauf hinweisen, dass Professor X in der Vorlesung Y den Begriff genau so verwendet habe und dazu gesagt, weitere Nuancierungen seien etwas für PHD-Studierende und Forscherinnen, geben Sie sich damit zufrieden (und reflektieren ggf. mit Martin Lehners Gedanken «Experten sind schlechte Erklärende» Ihre eigenen Ansprüche an die Studierenden).
- In der Rolle als wissende Lehrperson definieren Sie den Begriff für die Studierenden und bitten Sie, diesen auch so zu verwenden.
Die Gruppe formuliert ihre Lernfragen. Dabei vergisst sie einen ganzen Themenkomplex.
- In der Rolle als Coach machen Sie sich eine Notiz und beobachten, welche Auswirkungen das auf den Lösungsweg und die Lösung der Aufgabenstellung hat. Sie besprechen das dann mit den Studierenden bei der Auswertung ihrer Arbeit.
- In der Rolle als Moderator/in haben Sie es möglichst gar nicht so weit kommen lassen: Sie haben bereits bei der Problemanalyse der Studierenden festgestellt, dass diese offensichtlich einen Problemaspekt übersehen haben, und sie zu diesem Zeitpunkt gefragt, ob sie sicher sind, dass sie alle Aspekte des Problems erfasst haben, und wenn sie mit «ja» antworten, nach einem Begriff fragen, der auf diesen vergessenen Themenaspekt hinweist.
Wenn die Studierenden den Aspekt bei der Analyse berücksichtigt und jetzt lediglich nicht mehr aufgegriffen haben, werden Sie ihnen den Vorschlag machen, doch noch einmal die Notizen zur Analyse und zu den Lernfragen zu vergleichen. - In der Rolle als Fachexperte/in werden Sie ansprechen, dass aus Ihrer Sicht zu einem Problemaspekt keine Lernfrage formuliert ist. Wenn die Studierenden dann sagen: «Die brauchen wir auch nicht, dieses Thema hat Professor X letzte Woche in der Vorlesung Y behandelt», werden Sie das akzeptieren und lediglich bei der Problemlösung darauf achten, ob nun zu diesem Problemaspekt etwas formuliert wurde.
- In der Rolle als wissende Lehrperson geben Sie den Hinweis: «Bitte formulieren Sie noch eine Lernfrage zu Themenaspekt XY. Sie werden das Problem sonst nicht lösen können». Die letzte Handlungsoption klingt relativ martialisch. Sie kann aber für eine Gruppe, die zum ersten Mal ohne Ihre Leitung eine Aufgabenstellung bearbeitet und nun stark unter Zeitdruck ist, eine wichtige Voraussetzung für ein erstes Erfolgserlebnis sein («Wir haben das zum ersten Mal alleine gemacht – und wir haben das Problem lösen können!»).
Die Analyse des Problems war durchaus hinreichend, aber die von der Gruppe formulierten Lernfragen sind sehr allgemein und dementsprechend umfassend. Sie befürchten, dass die Studierenden die benötigten Informationen so nicht finden werden.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, welche Informationen die Studierenden aus der Selbststudienphase mitbringen. Wenn diese zu allgemein oder nichtzutreffend sind, werden Sie die Studierenden im Auswertungsgespräch darauf hinweisen.
Wenn kein Auswertungsgespräch möglich ist, ist der Erfolg der Problembearbeitung in Gefahr. In diesem Fall werden Sie den Studierenden bezüglich der besonders allgemein formulierten Lernfragen zurückmelden, dass Sie sie nicht verstehen. - In der Rolle als Moderator/in können Sie die Studierenden z.B. fragen, was sie mit den allgemein formulierten Lernfragen meinen. Oder sie um ein Beispiel für die betreffenden Lernfragen bitten, welche Information genau sie diesbezüglich suchen möchten.
- In der Rolle als Fachexperte/in werden Sie ihre Befürchtung ansprechen. Wenn die Studierenden daraufhin Beispiele für die zu suchenden Informationen bringen und deutlich machen, dass sie genau wissen, was sie meinen, werden Sie sie gewähren lassen.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie die Studierenden darauf hin, dass diese die Lernfragen mehr eingrenzen müssen, um die benötigten Informationen zu finden. Ggf. geben Sie ihnen sogar ein Beispiel für eine eingegrenztere Lernfrage und lassen sie dann mit den anderen Lernfragen weiterarbeiten.
Die Gruppe hat eine Vielzahl von Erklärungen gefunden, von denen nicht alle gleich wahrscheinlich sind. Bei der Formulierung der Lernfragen ergeben sich sehr viele Fragen, von denen manche nicht so wichtig für die Problemlösung sind.
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, ob die Studierenden die Lernfragen noch clustern bzw. reduzieren und ob es ihnen in der Selbststudienphase gelingt, alle Fragen hinreichend zu beantworten. Wenn das nicht der Fall ist, fragen Sie bei der Auswertungsdiskussion nach, wie die Studierenden die Lernfragen in Zukunft sinnvoll reduzieren können.
- In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie der studentischen Moderation vor, die Fragen nach Oberthemen zu clustern und dann jeweils zu gewichten, welche in welchem Cluster besonders wichtig sind und welche weniger.
- In der Rolle als Fachexperte/in sprechen Sie an, dass die Studierenden sich aus Ihrer Sicht viel vorgenommen haben mit all den Fragen und stellen zur Diskussion, welche Fragen aus welchen Gründen Ihrer Einschätzung nach nicht so wichtig für die Problemlösung sind.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie: «Die Fragen X, Y und Z sind für die Problemlösung nicht wichtig. Die müssen Sie nicht bearbeiten.»
Agieren der moderierenden Person
Beim Schritt „Problemdefinition“ stellt die studentische Moderatorin/der studentische Moderator die Frage, worum es beim konkreten Fall geht. Die Gruppe schweigt. Die Moderatorin/der Moderator fragt noch einmal nach, dies Mal nach Vermutungen. Die Gruppe schweigt wieder.
- In der Rolle als Coach würden Sie nichts tun als sich eine Notiz zur Situation zu machen, um bei der Auswertungsdiskussion mit den Studierenden zu fragen, wie es zu dieser Situation gekommen ist und wie die Studierenden bei einem nächsten Mal mit einer solchen Situation umgehen wollen. In der Situation selber warten Sie also ab, bis sich jemand zu Wort meldet oder dem Moderator/der Moderatorin eine Strategie einfällt, um die anderen Studierenden aus ihrer Passivität zu holen.
- In der Rolle als Moderator/in würden Sie den Studierenden die Situation bewusst machen («Sie schweigen») und ihnen einen Lösungsvorschlag zum Vorgehen anbieten, z.B. mit einer «Wunderfrage» («Unter welchen Umständen würden Sie jetzt eine Vermutung äussern bzw. was fehlt Ihnen, um eine Vermutung zu äussern?»). Damit helfen Sie den Studierenden lediglich auf der Ebene des Umgangs mit ihrer Situation.
- In der Rolle als Fachperson würden Sie einen inhaltlichen Gedanken Ihrerseits zur Diskussion stellen, z.B. «Mir fällt bei der Problemstellung insbesondere der Begriff X auf. Er passt nicht zum Sonstigen Beschriebenen. Was könnte das Ihrer Einschätzung zufolge bedeuten?».
- In der Rolle als wissende Lehrperson würden Sie eine definitive Hilfestellung geben, z.B. «Offensichtlich ist es schwer, das Problem zu erkennen. Auffällig an der beschriebenen Situation ist insbesondere das Phänomen X. Es verweist auf das Problem Y. Was fällt Ihnen an der Beschreibung sonst noch auf, was auf das Problem Y verweist?»
Die letzte Handlungsoption werden Sie nur dann wählen, wenn die Studierenden in Bezug auf die Thematik und das Arbeiten mit POL noch ganz am Anfang stehen.
Die Gruppe hat grosse Schwierigkeiten, Erklärungen für die im Fall beschriebenen Phänomene zu finden. Die Moderation sagt darauf hin: „Ich schlage vor, wir brechen hier ab – das bringt ja nichts. Jede/r sucht einfach selbst in Ruhe Erklärungen, formuliert Lernfragen und beantwortet diese. Wir treffen uns zur Synthese. OK?“
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, was die Studierenden zur Synthese mitbringen. Wenn sie das Problem haben lösen bzw. vertieft verstehen können, diskutieren Sie im Rahmen der Auswertungsdiskussion mit ihnen, wie sie bei ihrer Einzelarbeit vorgegangen sind, was sich dabei besonders bewährt hat und wie sie diese Strategien bei einer folgenden POL-Sitzung bereits in der Gruppe nutzen können. Wenn Sie das Problem nicht haben lösen bzw. vertieft verstehen können, fragen Sie sie, was ihnen bei einer folgenden POL-Sitzung helfen könnte, Erklärungen zu finden (z.B. den Kontext einzelner Begriffe genauer zu analysieren und hieraus Erklärungen abzuleiten).
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie alle Studierenden, wie sie vorgehen werden, um Erklärungen und Lernfragen zu finden. Dann schlagen Sie vor, die entsprechenden Strategien doch noch gemeinsam zu erproben.
- In der Rolle als Fachexperte/in schlagen Sie eine Erklärung vor und bitten um Ergänzungen bzw. Verbesserungsvorschläge.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie die Studierenden darauf hin, dass POL nicht so gedacht ist, geben Ihnen einige Erklärungen (bzw. leiten sie aus vorherigen Aussagen der Studierenden ab) und beauftragen sie, jetzt noch gemeinsam Lernfragen zu formulieren.
Die Erklärungen für die im Fall erkannten Phänomene sind nach einem langen Ordnungsprozess immer noch völlig chaotisch und zu vielfältig. So wird die Gruppe keine sinnvollen Lernfragen entwickeln können. Doch die Moderation schlägt vor, zur Formulierung der Lernfragen überzugehen.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, wieweit es den Studierenden gelingt, die Erklärungen sinnvoll in Lernfragen zu überführen. Wenn die Studierenden etwas Wichtiges vergessen oder Doppelspurigkeiten in ihren Lernfragen haben, diskutieren Sie mit ihnen im Rahmen der Auswertungsdiskussion, wie sie in einer nächsten POL-Sitzung ihre Erklärungen sinnvoller ordnen können.
- In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie den Studierenden vor, erst ein Ordnungssystem für die Erklärungen zu erstellen, z.B. sie zu clustern oder ein Mindmap zu konstruieren.
- In der Rolle als Fachexperte/in stellen Sie einen eigenen Ordnungsversuch für die Erklärungen zur Diskussion.
- In der Rolle als wissende Lehrperson ordnen Sie die Erklärungen für die Studierenden und lassen Sie dann Lernfragen daraus ableiten.
Die Moderation hält sich bei einem ersten Teil eines POL-Zyklus stark zurück. Die Gruppe wird sehr weitschweifig, kommt bei der Formulierung von Hypothesen vom Thema ab und wird so in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht bis zur Formulierung von Lernfragen kommen.
- In der Rolle als Coach lassen Sie die Gruppe gewähren. Wahrscheinlich wird sie entweder nicht bis zu einer Formulierung von Lernfragen kommen oder diese werden relativ schnell und oberflächlich entwickelt werden müssen. Dann können Sie die Studierenden in der Auswertungsdiskussion fragen, wie sie in Zukunft schneller vorankommen und prägnantere Ergebnisse erzielen kann. Der Hinweis auf eine straffere Moderation wird dann wahrscheinlich aus der Gruppe kommen.
- In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie der studentischen Moderation vor, auf die Zeit zu achten.
- In der Rolle als Fachexperte/in beteiligen Sie sich mit prägnant vorgebrachten Fragen und Argumenten und sorgen damit für ein schnelleres Vorankommen.
- In der Rolle als wissende Lehrperson nennen Sie der Gruppe die wichtigsten Hypothesen und weisen Sie darauf hin, dass sie nun zur Formulierung von Lernfragen kommen muss.
Die Moderation beginnt die Sitzung mit der Aussage: „Salü zsamme. Dann wollen wir mal wieder ein wenig Zeit totschlagen.“ Alle lachen. Als sie mit Lachen fertig sind, wenden sich alle Blicke auf Sie als Tutor:in.
- In der Rolle als Coach reagieren Sie nicht und warten darauf, dass die Gruppe sich an die Arbeit macht.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie den Studenten, was er mit dieser Aussage meint. Und im Anschluss fragen Sie die anderen Studierenden, welche Einschätzung sie dazu haben. Es ergibt sich eine Metadiskussion über den Sinn von POL, bei dem sich die Aussage des Studenten wahrscheinlich als Einzelmeinung herausstellt. Oder in der Sie als Tutor/in wahrscheinlich hilfreiche Hinweise zum POL-Vorgehen und der Integration in den Kontext des Studiengangs erhalten, die Sie anschliessend an die Studiengangskoordination weiterleiten können.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie den Studenten, unter welchen Umständen die POL-Sitzung für ihn etwas anderes wäre als «Zeit totschlagen». Wenn er einen guten Vorschlag hat, nehmen Sie diesen ins Procedere auf.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie «wir schlagen hier keine Zeit tot, wir bereiten Sie auf die berufliche Praxis vor.
Die Gruppe kommt beim ersten Teil eines POL-Zyklus schon bei der Klärung von Fragen zu Begrifflichkeiten vom Thema ab und diskutiert einen anderen Fall als den der Sitzung zugrunde gelegten. Er ist nicht komplett unterschiedlich, weicht aber in etlichen Details vom zugrunde gelegten ab. Die Gruppe diskutiert engagiert. Die Moderation interveniert nicht, sondern hört bereits seit 10 min. interessiert zu.
- In der Rolle als Coach lassen Sie die Gruppe gewähren und beobachten die Qualität der erarbeiteten Ergebnisse. Wenn die Studierenden eine leicht abweichende Problemstellung engagiert diskutieren, lernen sie ja viel – einfach ein wenig etwas Anderes als geplant. Sie fragen aber im Rahmen der Auswertungsdiskussion die Studierenden, wie sie bei folgenden Problembeschreibungen eine präzise Analyse der vorliegenden Beschreibung sicherstellen möchten.
- In der Rolle als Moderator/in bitten Sie die Studierenden, noch einmal zur Analyse der Problembeschreibung zurückzukommen.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie die Studierenden, warum sie die abweichende Problembeschreibung diskutieren und nicht die der Sitzung zugrunde gelegte.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie die Studierenden darauf hin, dass sie vom Thema abgekommen sind und eine falsche Problemstellung diskutieren.
Der studentische Moderator steuert stark: Er gibt viel eigene Erklärungen und notiert diese zuerst, anstatt die anderen zu fragen. Diese schweigen zu diesem Vorgehen.
- In der Rolle als Coach warten Sie darauf, dass jemand von den Studierenden das anspricht und den Moderator darauf hinweist, dass er nur der Moderator ist und nicht eine Lehrperson. Sie beobachten, ob die zu aktive Rolle dem Moderator selbst bewusstwird und er sich im weiteren Verlauf der POL-Sitzung mehr zurücknimmt. Und Sie achten darauf, welche Auswirkungen die starke Steuerung auf den Lösungsweg und die Lösung hat, um dies beim Auswertungsgespräch anzusprechen.
- In der Rolle als Moderator/in schlagen sie allen Studierenden vor, ihre Erklärungen doch auf Papiere zu schreiben, damit sie schneller einen Überblick über die unterschiedlichen Erklärungen bekommen. Damit haben Sie den studentischen Moderator «in die Schranken verwiesen», ohne ihn zu massregeln oder inhaltlich einzugreifen – Sie haben nur dafür gesorgt, dass alle Erklärungen aller Studierenden gleichen Wert für die Diskussion bekommen.
- Als Fachexperte/in weisen Sie darauf hin, dass der studentische Moderator aus Ihrer Sicht viele eigene Erklärungen abgibt, und fragen, woran das liegt. Wenn die Gruppe dann zurückmeldet, «Wir waren alle in der Vorlesung Y von Professor X letzte Woche, und der studentische Moderator schreibt nur als Erstes auf, was wir alle gemeinsam schon gehört haben, das ist super so», werden Sie sich damit zufriedengeben.
- Als wissende Lehrperson werden Sie den Moderator bitten, erst die anderen Studierenden nach ihren Erklärungen zu fragen und dann am Ende die eigene zu notieren, wenn diese nicht bereits jemand anderes formuliert hat.
Mit der letzten Handlungsoption geben Sie dem studentischen Moderator eine klare Hilfestellung zu seinem Handeln. Damit kritisieren Sie ihn implizit aber auch als «nicht kompetenten studentischen Moderator», was weitreichende Folgen haben kann: Es kann nicht nur sein, dass der entsprechende Student sich peinlich ist und in Zukunft nicht mehr die Rolle als studentischer Moderator einnehmen möchte, sondern dieses Phänomen kann sogar die ganze Gruppe erfassen.
Das zugrundeliegende Problem ist komplex und die Studierenden sind sich uneins, was sinnvolle Erklärungen für die in der Problembeschreibung erkannten Phänomene sind (bei der Definition dieser Phänomene waren sich alle Studierenden noch einig). Zwei erklären ihre gegenseitigen Erklärungsversuche für „blödsinnig“. Die Moderation ist offensichtlich überfordert und tut gar nichts, während die zwei sich streiten.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, wie die anderen Studierenden reagieren, ggf. stoppen sie die Auseinandersetzung ja oder bringen ihrerseits Argumente ein, die helfen, die verschiedenen Erklärungsversuche zusammenzubringen. Und Sie fragen die Studierenden in der Auswertungsdiskussion, wie sie mit einer ähnlichen Situation in Zukunft produktiver umgehen möchten.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass der Erfolg der weiteren Problembearbeitung in Gefahr ist, werden Sie die Kontrahenten fragen, was diese unter «blödsinnig» verstehen und was genau ihnen an der Erklärung des jeweils anderen Studierenden nicht plausibel erscheint. Damit bringen Sie die Diskussion auf die Sachebene, so dass sich auch andere Studierende wieder beteiligen können. - In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie der studentischen Moderation vor, die beiden Erklärungsversuche schriftlich festzuhalten, dann jeweils die Argumente zu sammeln, die für diese Erklärungen sprechen und gemeinsam abzuwägen, ob die Erklärungsversuche überhaupt im Widerspruch stehen.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie die Studierenden, warum sie der Auffassung sind, dass sich die Erklärungsversuche widersprechen.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie die Studierenden darauf hin, dass beide Erklärungsversuche sinnvoll und zutreffend sind, eine Bewertung als «blödsinnig» nicht zielführend ist und die Studierenden fachlich argumentieren sollen.
Eine Studentin hat während der ersten halben Stunde noch nichts gesagt. Niemand achtet auf sie, auch nicht die moderierende Person.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, ob die Studentin einfach erst einmal zuhört und später aktiver wird. Ggf. ist sie eine präzise Beobachterin der Diskussion, die bei der Beschaffung von Informationen und der Lösung des Problems nachher umso produktiver mitarbeitet. Wenn das nicht so ist, sprechen Sie im Auswertungsgespräch an, dass sich bei einer POL-Sitzung jede/r beteiligen sollte und fragen die Studierenden, wie diese sicherstellen möchten, dass das in der nächsten Sitzung funktioniert.
- In der Rolle als Moderator/in schlafen Sie der studentischen Moderation vor, mit einem Blitzlicht zu arbeiten.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie die Studentin, was diese zur aktuell diskutierten Frage meint. Oder Sie fragen sie, unter welchen Umständen diese sich auch beteiligen würde.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie die Studentin darauf hin, dass sie wenig lernt, wenn sie nicht selbst etwas beiträgt.
Agieren der protokollierenden Person
Der studentische Protokollant schreibt bei der Definition des Problems einen ganz wichtigen Hinweis, den eine Studentin ziemlich leise formuliert hat, nicht auf.
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, ob die Studentin selbst oder jemand anders aus der Runde den Protokollanten darauf hinweist, dass er einen Beitrag nicht notiert hat. Sofern das nicht der Fall ist, machen Sie sich eine Notiz und achten im weiteren Verlauf der POL-Sitzung darauf, ob, wann und von wem dieser Beitrag noch später formuliert wird und wenn nicht, welche Konsequenzen dies für den Lösungsweg und die Lösung der Studierenden hat. Sie thematisieren das dann im Auswertungsgespräch.
- In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie z.B. vor, dass alle Studierenden ihre Beiträge auf einem Papier notieren und der Protkollant diese dann aufhängt und sortiert. Damit stellen Sie sicher, dass alle Beiträge notiert sind, ohne dass Sie den Diskussionsprozess stören. Sie könnten stattdessen auch nachfragen, ob alle Studierenden ihre Beiträge schriftlich festgehalten sehen.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie z.B. nach, ob der Hinweis der Studentin im Protokoll einfach untergegangen ist. Und sollte der Protokollant antworten, dass er diesen Hinweis bewusst nicht aufgeschrieben habe, werden Sie nachfragen, warum das so ist. Es kann durchaus sein, dass der Protokollant dann antwortet, dieser Hinweis sei doch bereits mit dem Stichwort XY im Protokoll enthalten, und alle Studierenden ihm diesbezüglich zustimmen, werden Sie das akzeptieren (und nur im weiteren darauf achten, ob der Hinweis dann auch wirklich bei der Problemdefinition berücksichtigt wird).
- In der Rolle als wissende Lehrperson werden Sie dem Protokollanten sagen «Bitte notieren Sie doch auch noch den Hinweis XY der Studentin Z, am besten mit dem Stichwort A».
Sie sehen an der vierten Handlungsoption: Das Intervenieren als wissende Lehrperson geht am schnellsten und schafft Klarheit für alle Beteiligten. Aber es stellt die massivste Intervention dar und gibt den Studierenden nicht die Möglichkeit, sich der Relevanz des Hinweises der Studentin selbst bewusst zu werden.
Die studentische Protokollantin kommt mit der visuellen Darstellung bzw. Ordnung der Erklärungen nicht zurecht: Sobald sie etwas zugeordnet hat (sie schreibt die Erklärungen unter- und nebeneinander), gibt es Kritik aus der Runde, insbesondere von einem Studenten. Sie streicht immer wieder durch und beginnt neu, um dann wieder auf Kritik zu stossen. Langsam wirkt sie verzweifelt und das Ganze kostet viel Zeit.
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, ob jemand aus der Gruppe der Studentin hilft, ob sie ggf. Im weiteren Verlauf in ihrer Rolle als Protokollantin sicherer wird oder ob jemand anderes sich bereit erklärt, das Protokoll zu übernehmen.
- In der Rolle als Moderator/in bitten Sie den besonders kritischen Studenten, der Protokollantin zu helfen. Oder Sie fragen die Protokollantin, was ihr helfen könnte, die Erklärungen zu ordnen. Sie könnten auch alle Studierenden fragen, was in einer so anspruchsvollen Situation beim Ordnen der Erklärungen helfen könnte. Oder einen Vorschlag zur Vorgehensweise machen, z.B.: «Sie könnten Ihren Kommilitonen/innen Papierstücke geben, sie bitten, ihre Erklärungen darauf zu schreiben, die Erklärungen einsammeln, eine erste ans Flipchart kleben und dann die anderen Studierenden fragen, wie sie die anderen Papiere zuordnen sollen. Würde das helfen? Wenn nicht: haben Sie einen besseren Vorschlag».
- In der Rolle als Fachexperte/in machen Sie der Studentin oder der ganzen Gruppe einen Strukturierungsvorschlag, z.B.: «Ich habe den Eindruck, die Erklärung XY ist eine zentrale, zu der sich die Erklärungen A, B, C und D zuordnen lassen. Wie sehen Sie das?»
- In der Rolle als wissende Lehrperson geben Sie eine inhaltliche Anweisung, z.B.: «Sie haben die Erklärung XY nicht notiert, die Herr Z vorhin angesprochen hat. Sie ist die zentrale, zu ihr lassen sich die Erklärungen A, B und C zuordnen lassen. Wenn Sie das auf einem neuen Blatt ins Zentrum schreiben, haben Sie es leichter». Der Effekt von Handlungsoption 4 ist der gleiche wie in den vorherigen Situationen: Die Studierenden kommen bei der Problembearbeitung voran, lernen aber nicht wirklich, wie man Erklärungen ordnet (sondern nur, dass Sie als Lehrperson das in der konkreten Situation genauso tun wie Sie es gerade gesagt haben).
Der Protokollant der heutigen Sitzung scheint ziemlich müde zu sein. Er ist unkonzentriert, verschreibt sich häufig, vergisst Wichtiges aufzuschreiben oder schreibt das Falsche auf.
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, dass jemand aus der Gruppe den Protokollanten korrigiert oder ihm Unterstützung anbietet. Wenn das nicht der Fall ist, fragen Sie bei besonders wichtigen Punkten nach, wie Sie das Notierte verstehen dürfen (sofern es nicht korrekt mitgeschrieben ist) oder in welchem Stichwort Sie die Aussage XY einordnen können (sofern der Protokollant vergass, die Aussage XY zu notieren).
- In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie vor, dass alle Studierenden im Anschluss an eine eigene Aussage ein Stichwort nennen, das der Protokollant für ihre Aussage notieren kann. Oder Sie schlagen vor, dass die Studierenden selbst dies Stichwort auf je eine Karte schreiben und der Protokollant diese nur aufhängt.
Sie können Ihre Vorschläge damit begründen, dass es in dieser Sitzung eine Vielzahl sehr hilfreicher Gedanken gibt und es für den Protokollanten in einer solchen Situation einfacher ist alles zu erfassen, wenn die Diskutierenden sich aktiv am Protokoll beteiligen. Damit entlasten Sie nicht nur den Protokollanten, sondern geben den anderen Studierenden Hilfsmittel für anspruchsvolle Moderationssituationen mit. - In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie den Protokollanten jeweils, warum er bestimmte Aussagen gar nicht oder in einer für Sie nicht nachvollziehbaren Form mitgeschrieben hat.
- In der Rolle als wissende Lehrperson korrigieren Sie den Protokollanten bei falschen Notizen und ergänzen ihn, wenn er etwas vergessen hat. Oder Sie ersetzen ihn.
Ansprüche an den Tutor bzw. die Tutorin
Die Gruppe kommt bei der Problemanalyse nicht weiter. Ein Student schaut Sie an und sagt: „Wo Sie doch hier sind: Sagen Sie uns doch, worauf wir achten müssen, sonst verlieren wir zu viel Zeit!“
- In der Rolle als Coach fragen Sie den Studenten, was er mit der Aussage «Worauf wir achten müssen» meint.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie in die Runde, ob jemand benennen kann, worauf man bei der Analyse achten muss.
- In der Rolle als Fachexperte/in sagen Sie, worauf die Studierenden Ihrer Einschätzung nach achten müssen, und fragen diese dann, ob sie diese Einschätzung teilen und warum.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie den Studierenden, worauf Sie achten müssen.
Eine Studentin hat Ihnen eine Fachfrage gestellt. Sie haben Sie relativ unbedacht beantwortet. Nun soll die Sitzung weitergehen. Schweigen. Dann die Aussage eines Studenten: „Können Sie den Rest nicht auch gleich noch sagen?“
- In der Rolle als Coach entschuldigen Sie sich, dass Sie die Frage beantwortet haben. Und weisen darauf hin, dass die Gruppe derartige Fragen selber beantworten müsste.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die Gruppe, was ihr das bringen würde.
- In der Rolle als Fachexperte/in argumentieren Sie, dass dies eine Ausnahmesituation war, da die Gruppe selber diese Frage Ihrer Einschätzung zufolge nicht beantworten konnte. Und fragen dann nach, ob das wirklich der Fall war.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie: «Nein».
Es redet immer nur einer aus der Gruppe. Die anderen schweigen. Die studentische Moderation reagiert darauf nicht. Sie fragen nach einem seiner Beiträge nach anderen Meinungen. Eine Studentin sagt: „Wieso? Das war doch eine gute Erklärung!“
- In der Rolle als Coach lassen Sie die Studierenden gewähren und fragen in der Auswertungsdiskussion, wie gut sich die anderen Studierenden mit den bearbeiteten Lernfragen identifizieren konnten. Ggf. werden diese nicht wirklich verstanden haben, warum sie welchen Lernfragen nachgehen sollten, da sie diese nicht selber mitentwickelt haben.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die anderen Studierenden, ob diese das auch so sehen.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie die Studentin, warum das eine gute Erklärung war, und verwickeln erst sie und dann auch die anderen in eine inhaltliche Diskussion. Damit ist die Gruppe aktiviert und Sie können sich wieder zurückziehen.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie: «Darum geht es nicht. Dies hier ist keine Vorlesung, sondern eine POL-Sitzung. Da sollten sich alle beteiligen.»