Challenge Based Education (CBE) als besondere Einsatzmöglichkeit von POL
Bei Challenge Based Education (CBE) handelt es sich um den Begriff, unter welchem das Konzept des Challenge Based Learning (CBL) von der Universtität Ghent sowie der Universitätsallianz ENLIGHT aufgegriffen wurde. Dabei handelt es sich um ein Lehr-Lern-Konzept, dass sich auf konkrete Herausforderungen fokussiert und einen tatsächlichen Beitrag zu deren Bewältigung leisten möchte. Dadurch, dass die Herausforderungen realweltlich sind, entsteht bei den Lernenden ein motivierender Bezug.
Die Vorgehensweise beinhaltet Aspekte des Projektunterrichts, zumal in der dritten und letzten Phase die Lösungsideen tatsächlich umgesetzt und/oder mit betroffenen Personen diskutiert werden. Insbesondere bei dieser Phase bestehen zudem insofern Parallelen zum Ansatz des "Design Thinking", als dass Lösungen initial als „Prototypen“ verstanden werden, die dann weiter evaluiert und optimiert werden.
In den ersten beiden Phasen werden die in den Herausforderungen enthaltenen Probleme benannt und daraus abgeleitet, welches Wissen und welche Kompetenzen zur Entwicklung von Lösungsansätzen aufgebaut werden müssen. In diesen beiden Phasen handelt es sich bei CBE also um eine Anwendung des problembasierten Lernens, wie es auf der vorliegenden Webseite ausgeführt wird.
Die Unterschiede zum POL bestehen primär in den folgenden drei Punkten:
- CBL und POL beziehen sich auf realweltliche Probleme, diejenigen in CBL sind aber tendenziell offener formuliert und die eigentlichen Probleme werden von den Lernenden ausgewählt bzw. ausgehend von grossen globalen Herausforderungen abgeleitet.
- Die Probleme in POL sind mehr oder weniger stark für die Lernprozesse konstruiert und die Umsetzung erfolgt im Gegensatz zu CBL i.d.R. nicht in echt.
- CBL müsste bei stringenter Anwendung in den meisten Fällen interdisziplinär sein. POL kann bei entsprechender Intention und Problemstellung interdisziplinär gestaltet werden, häufig handelt es sich aber um fachspezifische Problemstellungen.
Sowohl CBL als auch POL sind somit „kasuistische“ Lehr-Lern-Methoden: Es wird an und mit konkreten Fällen (bzw. den darin enthaltenen Fragen und Problemstellungen) gelernt. Dabei wird Lernen anhand von drei Herausforderungen initiiert und unterstützt: Bei der Suche und Konzeption von Lösungen (Lernen am Problem), bei der Anwendung und Evaluation von Lösungen (Lernen durch Umsetzung) und bei der Optimierung von Lösungsansätzen (Lernen durch Fehler). Eine Möglichkeit, unterschiedliche kasuistische Lehr-Lern-Methoden voneinander abzugrenzen, ist in der Folge die Betrachtung des Stellenwertes, welche diesen Lernmomenten (die auch als aufeinander aufbauende Phasen verstanden werden können) zukommt (vgl. nachfolgende Tabelle):
Die umfangreichste Variante von CBL (die Arbeit mit sogenannten Capstone-Challenges) zeichnet sich dadurch aus, dass alle drei Phasen stark gewichtet werden. Wird indes (meist aus Zeitgründen) darauf verzichtet, die gefundenen Lösungen evaluationsbasiert zu überarbeiten und weiterzuentwickeln, so deckt sich das Profil vollständig mit demjenigen von POL: Gelernt wird anhand eines Falls, deren Problemstellung(en) erkannt und einer Lösung zugeführt werden sollen, welche alsdann gedanklich oder real auf ihre Tauglichkeit und allfällige Implikationen geprüft wird.