Methodisch unterschiedlich gestaltete Umsetzungsformen
Problembasierte Lernszenarien müssen so ausgestaltet sein, dass sie zu den Merkmalen der Lernenden passen. So muss zunächst die Problemstellung herausfordernd, aber noch bewältigbar sein. Den Studierenden muss soviel Struktur angeboten werden, wie sie zur Organisation des Lernprozesses benötigen. Assessments sollten zudem die Lernfortschritte für alle Beteiligten sichtbar machen.
Die zentralen Variationsmöglichkeiten von POL lassen sich in sechs Kategorien unterteilen: Ziele, Problemaufgaben, Methode, Prozessbegleitung, Hilfsmittel und Verortung im Curriculum.
Unterschiedliche Idealtypen
POL verbreitete sich in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts in medizinischen Fakultäten diverser Universitäten weltweit. Anlass für die Entwicklung von Konzepten Problemorientierten Lernens war die Wahrnehmung, dass Lernende der „klassischen“, eher auf Rezeption orientierten Ausbildungen nicht über ausreichende Problemlösekompetenzen für den späteren Berufsalltag verfügten: Sie konnten weder angemessen eigenständig Probleme lösen noch ihr erworbenes Wissen auf ähnliche, aber nicht gleiche Problembereiche transferieren. Mit zunehmender Verbreitung konstruktivistischer Ansätze und des situierten Lernens (basierend auf Erkenntnissen u.a. aus der Hirnforschung) in der Didaktik hat POL als Lernform inzwischen in diversen Disziplinen Einzug genommen. Heute wird es in verschiedenen Formen praktiziert, von „Kleinformen“ wie problemorientierten Unterrichtselementen bis hin zu vollständig problemorientiert aufgebauten Curricula (z.B. Universität Maastricht).
In der theoretischen Auseinandersetzung mit POL lassen sich gleich zweimal zwei „Zweige“ unterscheiden:
Unterscheidung in Bezug auf den Grad der Formalisierung des Ablaufs von POL | |
a) POL als eine unterschiedlich gestaltbare Herangehensweise an einen Lerngegenstand (z.B. Reusser 2005) | b) POL als einen bestimmten formalisierten Ablauf von begleiteter Gruppenarbeit von Lernenden sehen (z.B. Weber 2007) |
Unterscheidung in Bezug auf die mit POL zu erreichenden Learning Outcomes | |
a) POL als sinnvolle Lernform zum Erreichen unterschiedlichster Learning Outcomes auf eine problemlösende Art und Weise (s. das Konzept der Universität Maastricht oder Weber 2007) | b) POL als Lernform insbesondere oder gar speziell für den Erwerb von Problemlösekompetenz ansehen (s. z.B. Reusser 2005) |
Idealtypus vs. Abweichungen
Die Lernenden sollen anhand eines Problems nachdenken, durch das Generieren von Lösungen Wissen erschliessen und dieses zur Anwendung bringen. Diesem Ziel wird die Methodik unterstellt:
- Echte Probleme vermitteln den Sinn des Lernens und wirken deshalb motivierend. Sind realweltliche Probleme für die Studierenden noch zu komplex, so muss dennoch auf die Authentizität der Problemstellung zu Gunsten der Bewältigbarkeit verzichtet werden.
- Kooperative Lerngemeinschaften fördern durch soziale und kommunikative Prozesse die Rekonstruktion von Wissen und Zusammenhängen. Bestehen nicht ausreichend Kompetenzen für eine gelingende Zusammenarbeit und können diese nicht in der verfügbaren Zeit aufgebaut werden, können die Probleme von den Lernenden aber auch einzeln bearbeitet werden.
- usw.