Typen von Problemaufgaben
Dietrich Dörner (1987, S. 14) zufolge gibt es vier Typen von Problemaufgaben (s. Abbildung "Typen von Problemaufgaben"): Zum einen unterscheiden sich Problemaufgaben dahingehend, wie klar definiert ist, welche Lösungen möglich sind. Und zum anderen dahingehend, wie definiert die Wege und Mittel sind, mit denen Menschen diese Lösungen erreichen können.
Transferprobleme (bei Dörner: "Interpolationsprobleme")
Sind die «Mittel» (d.h. konkreter formuliert die zu vollziehenden Schritte bzw. zu verwendenden Hilfsmittel) und das Ziel weitgehend klar, steht das Individuum vor einer „Interpolationsbarriere“, d.h. es muss die einzelnen Schritte der Problemlösung in eine sinnvolle Reihenfolge bringen, um das gewünschte Ziel zu erreichen.
Der Auftrag für Lernende im POL lautet bei einer solchen Aufgabenstellung «bringe die Lösungsschritte in eine richtige Reihenfolge», d.h. es handelt sich um eine Kombinationsaufgabe.
Strategieprobleme (bei Dörner: "Syntheseprobleme")
Ist das Ziel klar, aber die Schritte bzw. die einzusetzenden Hilfsmittel zum Erreichen des Ziels nicht, steht das Individuum vor einer „Synthesebarriere“, d.h. es muss sich Schritte ausdenken (und diese ggf. erproben), um das definierte Ziel zu erreichen.
Der Auftrag für Lernende im POL lautet bei einer solchen Aufgabenstellung «finde den Weg zu einem vorgegebenen Ziel», d.h. es handelt sich um eine Strategieaufgabe.
Entscheidungsprobleme (bei Dörner: "Dialektische Probleme")
Sind die zu vollziehenden Schritte bzw. einzusetzenden Hilfsmittel klar, aber das Ziel nicht, steht das Individuum vor einer „dialektischen Barriere“, d.h. es muss einzelne Schritte umsetzen und über die erreichten Zwischenziele immer wieder die Zieldefinition verschärfen.
Der Auftrag an Lernende im POL lautet bei einer solchen Aufgabenstellung «finde das Ziel» bzw. «triff eine Entscheidung», d.h. es handelt sich um eine Entscheidungsaufgabe.
Komplexe Probleme (bei Dörner: "Synthese- und dialektische Probleme")
Sind die zu vollziehenden Schritte bzw. einzusetzenden Hilfsmittel und das Ziel weitgehend unklar, steht das Individuum vor einer doppelten Barriere synthetischer und dialektischer Art, d.h. es muss sich kreativ Gedanken über Mittel machen und gleichzeitig mit jedem umgesetzten Mittel das Ziel zu präzisieren versuchen.
Der Auftrag an Lernende im POL lautet bei einer solchen Aufgabenstellung «finde Weg und Ziel», d.h. es handelt sich um eine komplexe Problemaufgabe.
Gerade unter den komplexen Problemstellungen gibt es nicht nur «well defined problems», d.h. solche, die einen klar definierten Anfangs- und Endzustand haben, sondern diverse «ill defined problems», d.h. solche, bei denen nicht klar ist, wo bzw. wie sie begonnen haben und wie sie gelöst werden könnten (McCarthy 1956). Das erschwert es zu entscheiden, mit welchen Hilfsmitteln sie angegangen werden können.
Wichtig für die Konzeption von Problemaufgaben ist darüber hinaus zu wissen, dass es lösbare («tame») und schwer bis (noch) nicht lösbare («wicked») Probleme gibt (Rittel and Webber 1973). Letztere begegnen Menschen insbesondere im Kontext nachhaltiger Entwicklung (Rehn 2020). Sie sind z.B. dadurch gekennzeichnet, dass sie gar nicht vollständig definiert werden können, nicht klar ist, wann sie gelöst sind und jeder Versuch einer Lösung aufgrund der Interdependenz diverser Faktoren des Problems dafür sorgt, dass andere oder gar neue Probleme auftreten. Derartige Probleme bergen das Risiko, Studierende zu frustrieren. Allerdings müssen wir uns als Weltgemeinschaft und gerade als scientific community derartigen Problemen stellen, da sie sich uns in Zukunft vermehrt stellen werden.