Handlungsoptionen in typischen herausfordernden Situationen
Wie bei allen interaktiven Lehr-Lern-Szenarien kann es bei POL zu anspruchsvollen Interaktionssituationen kommen. Im Folgenden haben wir Ihnen exemplarisch einige häufig auftretende aufgelistet und jeweils Vorschläge gemacht, wie Sie damit umgehen könnten. Welchen Leitungsstil Sie wählen hängt davon ab, als wie (problemlöse)kompetent Sie die Studierenden einschätzen, wie weit der Lernerfolg der Studierenden in Gefahr ist und wie viel Zeit zur Verfügung steht (vgl. Leitungsstile). Weitere herausforderne Situationen finden Sie auch in den FAQ.
Die Gruppe trifft sich zur Synthese der Ergebnisse. Eine Studentin stellt die Lernergebnisse zu „ihrer Lernfrage“ vor. Hierbei macht sie bei einem wichtigen Themenaspekt eine falsche Aussage.
- In der Rolle als Coach warten Sie auf eine Korrektur durch andere Studierende. Wenn es keine gibt, fragen Sie im Auswertungsgespräch nach, wie die Studierenden in Zukunft Lernergebnisse auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen möchte.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die anderen Studierenden, ob jemand anders andere Informationen zu dieser Lernfrage hat. Wenn das nicht der Fall ist, fragen Sie, wie plausibel die Studierenden dieses Lernergebnis finden. Und wenn die Studierenden es plausibel finden, ggf. noch, was Ihre Bewertungskriterien für Plausibilität sind.
- In der Rolle als Fachexperte/in argumentieren Sie, dass Sie hier eine andere Information haben. Und fragen die Studentin, was sie sicher macht, dass die Information, die sie mitgebracht hat zutreffend ist.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie: «Das ist falsch. Die richtige Information ist XY».
Bei der Evaluation einer gemeinsamen Problembearbeitung sagt eine Studentin, dies Mal habe die Sitzung ganz und gar nichts gebracht: Auf alles, was man mühsam erarbeitet habe, sei sie wohl schneller allein gekommen.
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, ob ein/e andere Student/in dagegen argumentiert. Sonst fragen Sie die Studentin, wie sie zu dieser Einschätzung kommt.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die anderen Studierenden, ob sie das genauso wahrgenommen haben. Dann sammeln Sie Verbesserungsvorschläge zum Vorgehen für die nächste POL-Sitzung.
- In der Rolle als Fachexperte/in sprechen Sie z.B. an, dass Sie das ähnlich wahrgenommen haben wie die Studentin. Und stellen konkrete Vorschläge zur Diskussion, wie die Gruppe beim nächsten Mal effektiver arbeiten kann.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie z.B. «Ja, das sehe ich auch so» und stellen dar, was die Arbeit der Gruppe so ineffektiv gemacht hat.
Die Problemdefinition und -analyse machen deutlich, dass die Studierenden keine Ahnung haben worum es im Fall geht. Schweigen und unzutreffende Erklärungsversuch wechseln sich mit weitschweifigen, aber reichlich inhaltsarmen Hypothesen ab. Die Studierenden haben offensichtlich viel zu wenige Vorkenntnisse.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie genau, wie die Gruppe mit ihrer Situation umgeht. Sofern sie irgendwie vorankommt, sprechen Sie die Situation bei der Auswertungsdiskussion an und finden dann gemeinsam mit den Studierenden Strategien, wie sie bei einer Folgesituation mit einem erheblichen Mangel an Vorkenntnissen umgehen können.
Das könnte z.B. sein, alle unklaren Begrifflichkeiten und Phänomene schon bei der Klärung von Begrifflichkeiten zu notieren und sie zu recherchieren, bevor sich die Gruppe Erfolg versprechend an die Problemanalyse zu machen. Oder, sofern die Rahmenbedingungen hierfür nicht flexibel genug sind, entweder diese Begrifflichkeiten und Phänomene gleich zu Beginn als Lernfragen zu formulieren und sich dann jenseits dieser der Problemanalyse zu widmen. Und wenn sie bemerken, dass eine Problemanalyse ohne die Kenntnis dieser Begrifflichkeiten und Phänomene nicht möglich ist, Sie als Tutor/in einzubeziehen. - In der Rolle als Moderator/in fragen Sie die Studierenden, was sie benötigen, um eine präzise Problemanalyse vornehmen zu können. Denn der Umstand, dass die Studierenden keine sinnvollen Hypothesen aufstellen können, hängt in der Regel von einer nicht hinreichend präzisen Problemanalyse ab.
- In der Rolle als Fachexperte/in fragen Sie die Studierenden, ob sie mit ihrer Problemanalyse ihrer Einschätzung zufolge alle wichtigen Aspekte erfasst haben. Dann stellen Sie Ihre Ergänzungen zur Problemanalyse zur Diskussion.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie die Studierenden darauf hin, dass ihre Problemanalyse nicht hinreichend präzise war, ergänzen diese und leiten dann einige Hypothesen ab.
Die Analyse des Problems war durchaus hinreichend, aber die von der Gruppe formulierten Lernfragen sind sehr allgemein und dementsprechend umfassend. Sie befürchten, dass die Studierenden die benötigten Informationen so nicht finden werden.
- In der Rolle als Coach beobachten Sie, welche Informationen die Studierenden aus der Selbststudienphase mitbringen. Wenn diese zu allgemein oder nichtzutreffend sind, werden Sie die Studierenden im Auswertungsgespräch darauf hinweisen.
Wenn kein Auswertungsgespräch möglich ist, ist der Erfolg der Problembearbeitung in Gefahr. In diesem Fall werden Sie den Studierenden bezüglich der besonders allgemein formulierten Lernfragen zurückmelden, dass Sie sie nicht verstehen. - In der Rolle als Moderator/in können Sie die Studierenden z.B. fragen, was sie mit den allgemein formulierten Lernfragen meinen. Oder sie um ein Beispiel für die betreffenden Lernfragen bitten, welche Information genau sie diesbezüglich suchen möchten.
- In der Rolle als Fachexperte/in werden Sie ihre Befürchtung ansprechen. Wenn die Studierenden daraufhin Beispiele für die zu suchenden Informationen bringen und deutlich machen, dass sie genau wissen, was sie meinen, werden Sie sie gewähren lassen.
- In der Rolle als wissende Lehrperson weisen Sie die Studierenden darauf hin, dass diese die Lernfragen mehr eingrenzen müssen, um die benötigten Informationen zu finden. Ggf. geben Sie ihnen sogar ein Beispiel für eine eingegrenztere Lernfrage und lassen sie dann mit den anderen Lernfragen weiterarbeiten.
Die Gruppe hat eine Vielzahl von Erklärungen gefunden, von denen nicht alle gleich wahrscheinlich sind. Bei der Formulierung der Lernfragen ergeben sich sehr viele Fragen, von denen manche nicht so wichtig für die Problemlösung sind.
- In der Rolle als Coach warten Sie ab, ob die Studierenden die Lernfragen noch clustern bzw. reduzieren und ob es ihnen in der Selbststudienphase gelingt, alle Fragen hinreichend zu beantworten. Wenn das nicht der Fall ist, fragen Sie bei der Auswertungsdiskussion nach, wie die Studierenden die Lernfragen in Zukunft sinnvoll reduzieren können.
- In der Rolle als Moderator/in schlagen Sie der studentischen Moderation vor, die Fragen nach Oberthemen zu clustern und dann jeweils zu gewichten, welche in welchem Cluster besonders wichtig sind und welche weniger.
- In der Rolle als Fachexperte/in sprechen Sie an, dass die Studierenden sich aus Ihrer Sicht viel vorgenommen haben mit all den Fragen und stellen zur Diskussion, welche Fragen aus welchen Gründen Ihrer Einschätzung nach nicht so wichtig für die Problemlösung sind.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie: «Die Fragen X, Y und Z sind für die Problemlösung nicht wichtig. Die müssen Sie nicht bearbeiten.»
Die Gruppe kommt bei der Problemanalyse nicht weiter. Ein Student schaut Sie an und sagt: „Wo Sie doch hier sind: Sagen Sie uns doch, worauf wir achten müssen, sonst verlieren wir zu viel Zeit!“
- In der Rolle als Coach fragen Sie den Studenten, was er mit der Aussage «Worauf wir achten müssen» meint.
- In der Rolle als Moderator/in fragen Sie in die Runde, ob jemand benennen kann, worauf man bei der Analyse achten muss.
- In der Rolle als Fachexperte/in sagen Sie, worauf die Studierenden Ihrer Einschätzung nach achten müssen, und fragen diese dann, ob sie diese Einschätzung teilen und warum.
- In der Rolle als wissende Lehrperson sagen Sie den Studierenden, worauf Sie achten müssen.